Spendentransport für alte Bekannte
Unser Spendentransport zur Finca Lucendum in Elche/Spanien war erfolgreich, nicht nur wegen der vielen Sachspenden, die wir dorthin gebracht haben, sondern auch, weil uns auf der Rückfahrt vier Hunde in ihr neues Zuhause begleiten durften!
Aber von vorne...
Tag 1/ 27.04. Abreise
Früh morgens geht es los mit über einer Tonne Hunde- und Katzenfutter und den Transportboxen der Finca beladen, machen Carmen, Anja und ich uns auf unseren knapp 2000 km langen Weg Richtung Süden! Wir schaffen heute über die Hälfte der Strecke und übernachten in einem recht ungemütlichen französischen Ibis- Hotel....
Tag 2/ 28.4.
...um uns nach einer kurzen Nacht frohgemut auf die letzte Etappe zu machen!
Am späten Nachmittag erreichen wir endlich unser Ziel und ich kann es kaum erwarten, Gisi und alle Vierbeiner in die Arme zu schließen. Viele von ihnen kenne ich noch, aber seit meinem letzten Besuch vor über einem halben Jahr, sind auch wieder viele gerettete Seelen auf die Finca gekommen. Für Carmen und Anja ist es der erste Besuch auf der Finca und ich hoffe, dass sie sich von den derzeit 36 Hunden, die hier leben, nicht "erschlagen" fühlen. Meine Sorge ist unberechtigt, beide sind sofort von der sie stürmisch begrüßenden Meute begeistert!
Gisi ist nun schon seit fünf Wochen alleine auf der Finca, weil Ralf in Deutschland operiert wurde und erst in den nächsten Tagen nach Hause kommt. Sie erzählt, das diese Zeit für sie sehr anstrengend war. Die Betreuung der Hunde, Pferde und Schweine, Kontakte und Anfragen über Facebook und Mails und die Pflege des Riesengrundstücks sind echt eine Herausforderung!
Spät am Abend erreichen wir todmüde unsere "Herberge", eine schöne Ferienwohnung in San Fulguencio und werden liebevoll von Arienne, der Besitzerin und einer Bekannten von Gisi und Ralf, empfangen!
Wir überlegen und planen noch, wie wir den beiden in den kommenden Tagen hilfreich unter die Arme greifen können, bevor wir müde und zufrieden einschlafen..
Tag 3/ 29.4.
Nach dem Frühstück schnell zur Finca- ich freue mich auf die allmorgendliche stürmische Begrüßung der Hunde!! Wir besprechen mit Gisi, wobei sie in den nächsten Tagen Unterstützung brauchen könnte, was nicht ganz einfach ist, denn sie ist es ja gewohnt, eigenständig den Alltag auf der Finca zu meistern und möchte uns nicht belasten.
Während Gisi und ich zum Einkaufen fahren und beim Tierarzt die Papiere für die vermittelten Hunde abholen, legen Carmen und Anja los, die alte und von ihrem dicken Fell geplagte Antonia von ihrer Last zu befreien. In penibler Kleinarbeit schneiden die Beiden ihr Fell so kurz wie möglich. Das geht nur mit einer Schere, da ein Schergerät Antonia weh tut und ihr Angst macht und es ist anstrengend und mühsam. Nach anfänglicher Skepsis beginnt die alte Dame die Prozedur, die sich über die nächsten Tage ziehen wird, sichtlich zu genießen. Sie grunzt vor Wonne und schläft bald ein, den ganzen Trubel um sich herum vergessend.
Nach einem stärkenden Mittagessen, was im Kreise von so vielen Hunden eine spaßige Herausforderung ist, beginnen wir mit dem Ausräumen des Trapos. Mehrere hundert kg Nass - und Trockenfutter und Knochen und Leckerchen sowie 13 große Transportboxen müssen sortiert und verstaut werden. Da das Schleppen der schweren Säcke für Gisi und Ralf immer mühsamer wird, füllen wir das "Futterhaus", aus dem täglich gefüttert wird, bis obenhin mit Futtersäcken auf.
Danach stehen Paddock der Pferde abäppeln???, Heu auffüllen und natürlich immer wieder Hunde streicheln auf dem Programm.
Das war ein erfolgreicher Tag- wir freuen uns auf morgen!
Tag 4/ 30.4.
Heute Abend kommt Ralf nach Hause! Bis dahin muss noch einiges getan werden!
Zusammen mit Claudia und Sylvia, zwei Freundinnen der Finca, die zu Besuch aus Deutschland da sind, fahren Gisi und ich erneut zum Tierarzt. Durch unsere Spendenaktion ist die großartige Summe von 713€ zusammen gekommen, die wir auf das Tierarztkonto der Finca einzahlen. Da auch Claudia und Sylvia zuhause fleißig gesammelt haben, weist das Konto nun wieder ein beruhigendes Polster auf, das für die nächsten Behandlungen, Operationen und Notfälle genutzt wird. Gisi ist sprachlos und gerührt - und wir auch!
Zurück auf der Finca versorgen wir die Pferde und knuddeln und spielen ausgiebig mit allen Hunden. Ich lasse mir von Gisi soviel wie möglich gerade über die mir fremden Hunde erzählen, um Zuhause noch besser nach guten Pflege - und Endstellen für die Fincaseelen suchen zu können.
Während Gisi zum Flughafen fährt, um Ralf abzuholen, räumen wir noch ein bisschen die Spuren des Tages auf. Bei seiner Ankunft auf der Finca wird Ralf von einem freudigen zwei- und vierbeinigen Empfangskomitee begrüßt! Das Fincateam ist endlich wieder komplett!
Tag 5/ 1.5.
Heute fahren wir zu Rosemarie nach Altea, ca. 1,5 Stunden von der Finca entfernt. Ich habe sie bereits bei meiner letzten Reise nach Spanien kennen gelernt. Rosemarie ist eine Deutsche, die seit vielen Jahren mit ihrem Mann hier lebt. Tagtäglich füttert und versorgt diese tolle Frau in Altea unzählige Straßenkatzen, dafür nimmt sie zweimal am Tag einen mehrstündigen Fußmarsch zu verschiedenen Futterstellen auf sich, im Winter bei Kälte und Wind, wie auch im Sommer in brütender Hitze! Seit unserem Besuch bei ihr im letzten Jahr unterstützt das Tierhilfsnetzwerk Europa Rosemarie, so war auch unsere Anja Gonschor neulich hier, um Rosemarie zu helfen und ihre Arbeit näher kennenzulernen.
Wir haben für Rosemarie 200 kg Katzenfutter dabei und ich freue mich riesig, sie wiederzusehen! Nach dem Ausladen des Futters freuen wir alle uns auf ein gemeinsames und baldiges Mittagessen, uns knurren die Mägen - denkste! Als wir mit dem Auto an einer der Futterstellen halten, um Rosemaries Schützlinge zu begrüßen sieht Anja- zum Glück- etwas kleines, weißes unter den Wagen schlüpfen. Ich sehe nach und finde einen kleinen und wohlfrisierten Hund, der sich sichtlich über meine Entdeckung freut und begeistert zu mir auf den Arm kommt. Getragen zu werden scheint sein Fortbewegungsmittel der ersten Wahl zu sein, er hat ein Flohhalsband an und sieht sehr gepflegt aus, nur einen Chip kann ich leider nicht finden. Uns ist klar, der ist irgendwo ausgebüxt und wir können ihn auf keinen Fall wieder laufen lassen. Da der 1. Mai auch in Spanien ein Feiertag ist, haben Tierärzte geschlossen. Wir fahren mit dem Kleinen durch die Gegend, in der Hoffnung, seinen suchenden Menschen zu begegnen. Schließlich entscheiden wir uns, in den Häusern um die Fundstelle zu klingeln und die Bewohner zu fragen, irgendjemand muss den kleinen Knirps doch kennen! Er selber schätzt den Ernst der Lage übrigens völlig falsch ein und hat bei der ganzen Aktion einen Riesenspaß, der Wuschelschwanz wedelt unablässig und er genießt die Aufmerksamkeit!
Nach ca. 1,5 Stunden werden Carmen und Rosemarie tatsächlich fündig und finden eine Frau, die bei den Besitzern von "Balou", so heißt der Kleine, arbeitet. Er ist dort tatsächlich entwischt und wird erleichtert und freudig in Empfang genommen. Alles Gute, kleiner Balou!
Mit etwas Verspätung kommen wir doch noch zu unserem Mittagessen. Auf dem Weg zum Restaurant zeigt Rosemarie uns einen kleinen Balkon, auf dem eine Katze und ein Hund leben, die sie immer wieder jämmerlich winseln hört. Die "Tierhaltung" auf kleinen und ungeschützten Balkonen ist in Spanien leider weit verbreitet und wird als etwas ganz normales angesehen. Rosemarie und Nachbarn der "Tierhalter" versuchen, bisher leider vergeblich, den Beiden zu helfen. Heute ist die Balkontür offen und wir können nur hoffen, dass die Beiden wegen der Hitze in die kühle Wohnung durften...
Nach einem langen und ereignisreichen Tag machen wir uns am Abend auf den Rückweg - das Abschiedsabendessen mit Gisi, Ralf, Claudia und Sylvia steht an!
Tag 6/ 2.5.
Tag der Abreise- ich wache mit einem ganz mulmigen Gefühl auf, sind wir nicht gestern erst hier angekommen? Die Zeit rast...
Heute hat sich eine deutsche Journalistin auf der Finca angekündigt, sie hat auf Facebook von unserer Spendentour gelesen und uns vor der Abfahrt angerufen. Sie möchte gerne einen Artikel über die Finca und unsere Arbeit schreiben!
Außerdem wollen wir nochmal das Heu- und Futterlager auffüllen, um Gisi und Ralf das wenigstens etwas zu ersparen und die Boxen für die Hunde, die uns heute begleiten werden, müssen vorbereitet werden. Es ist also noch einiges zu tun.
Christina, die Journalistin, wird natürlich von allen Vierbeinern begeistert empfangen und im Spalier über das Grundstück begleitet. Sie macht fleißig Fotos, fragt Gisi und Ralf Löcher in den Bauch und möchte alles über die Entstehungsgeschichte und den Alltag auf der Finca sowie die Arbeit des Tierhilfsnetzwerkes für dieses Projekt erfahren. Ob und wann ihr Bericht in einer Zeitschrift erscheint, wissen wir noch nicht- werden das aber ggfs. natürlich sofort berichten!
Nach Christinas Abfahrt legen wir mit den Vorbereitungen unserer Abreise los, in etwas gedrückter Stimmung, der Abschied von den Hunden und von Gisi und Ralf ist immer wieder furchtbar!
Nachdem wir uns vergewissert haben, das in Heu - und Futterlager kein Fitzelchen mehr reinpasst und unsere vier Mitfahrer gut und sicher im Wagen untergebracht sind ist es soweit und einmal mehr verursachen die Hunde der Finca bei mir eine Gänsehaut: normalerweise wird man beim Verlassen der Finca von dem vertrauten Gebell der Hunde begleitet, das man meist noch in der Ferne hören kann. Heute, wo wir vier ihrer Gefährten mit uns nehmen und nach der gemeinsamen Zeit neugewonnene Herzenshunde verlassen, ist es mucksmäuschenstill! Man könnte eine Stecknadel fallen hören, als wir mit unserem Trapo vom Grundstück zuckeln und auch die nächsten Minuten fehlt das vertraute Kläffen der Hunde- adios, Freunde, wir vergessen Euch nicht und freuen uns jetzt schon auf das Wiedersehen!
Vielen Dank, liebe Gisi, lieber Ralf und liebe Rosemarie für Eure tägliche Arbeit und den Einsatz für Eure Schützlinge und für die tolle Zusammenarbeit mit Euch- wir kommen wieder, versprochen!!!
Wir möchten uns an dieser Stelle bei unseren Unterstützern bedanken, ohne die wir diese Tour nicht hätten machen können. Allen voran bei dem TruckCenter Langenfeld und dem tollen Alex Knaur, die sich spontan bereit erklärt haben, uns einen Transporter kostenfrei (!!!) zur Verfügung zu stellen - dafür und für Euer großartiges Engagement für den Tierschutz unseren größten Respekt und ein riesengroßes Dankeschön! Neben den vielen Spendern von Geld und Hundefutter geht unser Dank auch an Holger Renn, der eine unglaubliche Menge an Katzenfutter für uns organisiert hat und bis zur Weitergabe bei sich unterbringt.
Julia